Let’s talk about Weißgold: Historie, Entwicklung, Verarbeitung

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Die Geschichte von Gold ist lang, schon im alten Ägypten nutzte man Gold und natürliche Goldlegierungen für vielfältige Zwecke. Erst vor etwa 100 Jahren wurde Weißgold erfunden und das ist letztlich dem Platin zu verdanken. Platin wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts für die Schmuckindustrie entdeckt. Ein Pionier dieser Zeit war Louis-Francois Cartier, ein großer Name der heute noch im Platin-Schmuck eine führende Stellung besitzt. Die Bearbeitung von Platin war allerdings äußerst schwierig, die Verarbeitungstechnologie damals noch nicht ausgereift. Das war die Stunde für eine Innovation aus Pforzheim, ein einfacher zu verarbeitende und preisgünstigere, weiße Edelmetalllegierung für die Schmuckindustrie zu finden: 1912 wurde Weißgold erstmals hergestellt und vermarktet. Das lässt sich vielfach nachlesen, beispielsweise in der Leipziger Uhrmacher-Zeitung (Nr. 22, 15.11.1912, S. 357f.): „Weißgold „Dorico“ 750/000 Gold, ein neues Metall für die Bijouterie- und Uhrenbranche“.

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Die Erfinder der Firma Richter & Cie. setzten damals auf Palladium als Weißmacher. Gleichzeitig wurde auch Nickel als Weißmacher entdeckt. Zwar war diese Legierung kostengünstiger, doch dessen Verarbeitung war anspruchsvoller. Einen Beitrag zum besseren Verständnis der Metallkunde von Nickelweißgold leistete Dr. Herbert Hafner, Enkel des Firmengründers Carl Hafner, in seiner Dissertationsschrift: „Weissgold : Untersuchung einer Gold-Nickel-Zink-Legierung, insbes. ihrer Zweistoff-Systeme Gold-Nickel, Zink-Nickel“, 1927, Bergakademie Freiberg.

Weißgold hat heute einen festen Platz unter den Schmucklegierungen inne. Dies wird im Wesentlichen durch Palladium-Weißgold besetzt. Jeder Goldschmied weiß, dass Weißgold besondere Anforderungen an die Verarbeitung stellt. Warum ist das so? Auf diese Frage sollen hier ein paar Antworten gefunden werden. Außerdem möchten wir Hinweise für die Verwendung und Verarbeitung daraus ableiten.

Während die 18 Karat Farbgolde Universallegierungen sind, wurden für Weißgold spezielle Legierungen für die verschiedenen Anwendungen entwickelt. Besonders deutlich wird dies bei den Gusslegierungen, da der Schmuckguss besondere Forderungen stellt. Da ist zunächst der Zusammenhang zwischen Palladiumgehalt und Schmelztemperatur der Legierung zu nennen. Palladium treibt immer den Schmelzpunkt nach oben. Es existiert kein Schmelzpunktminimum wie im System Ag-Cu (Eutektikum bei 72 % Silber, 780 °C). Diese physikalische Gegebenheit steht naturgemäß im Widerspruch zur begrenzten thermischen Belastbarkeit der Einbettmasse, der Heizleistung und Temperaturbeständigkeit der Gießanlage. Weitere Aspekte sind die Preissteigerung durch Palladium und die weiße Farbe der Legierung. Genauer gesagt geht es um die Entfärbung von Gold. Erst ab einem Gehalt von 12 – 13 % Palladium ist eine 18 Karat Legierung nicht mehr gelb. Ein Maß dafür ist der Yellowness-Index (D1925), welcher die weiße Farbe eines Werkstoffes beschreibt. Je niedriger der Yellowness-Index, desto weißer erscheint das Material. Mit Hilfe eines Farbmessgerätes sind wir in der Lage, den Yellowness-Index neben anderen Farbkennwerten zu bestimmen.

Klassifizierung des Yellowness-Index für Weißgold:

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Das Diagramm zeigt den Yellowness-Index und die Liquidustemperatur in Abhängigkeit vom Palladiumgehalt von 18 Karat Weißgold-Legierungen. Es ist offensichtlich, dass sich beide Eigenschaften gegenläufig entwickeln.

Entsprechend tragen die heutigen Gusslegierungen diesen Umständen Rechnung und besitzen ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Palladiumgehalt, Farbwirkung und Schmelztemperatur.

Von zentraler Bedeutung ist dabei der richtige Einsatz von schmelzpunktsenkenden Elementen um einerseits die Gießperformance zu verbessern und andererseits den edlen Charakter der Legierung nicht zu beeinträchtigen und unerwünschte Reaktionen zu verhindern.

Auf die Besonderheiten von Weißgold und auf die Vorzüge bestimmter Legierungen aus dem Hause C.HAFNER soll an dieser Stelle weiter berichtet werden.

Ihr
Thomas Laag