Urban Mining wird auch im Wiener Unternehmen „Altmetalle Kranner“ großgeschrieben. Wir sprachen mit der Geschäftsführerin Brigitte Kranner über den Wert alter Metalle und warum sie immer wieder einer neuen Verwendung zugeführt werden sollten.
Können Sie uns in einem Satz erklären, was Urban Mining ist?
Gleich zu Anfang so eine schwierige Frage! Wenn ich’s ganz salopp formulieren darf: Urban Mining – so wertvoll können Abfälle sein!
Würden Sie sagen, ein Goldring, der bei uns eingeschmolzen wird, ist Abfall?
Ich würde sagen, das ist wertvoller Sekundärrohstoff. Das Gesetz – zumindest in Österreich – sagt, dass es sich um Abfall handelt, wenn eine „Entledigungsabsicht“ dahinter steckt. Und zwar unabhängig davon, ob – wie in Ihrem Fall – etwas für den Ring bezahlt wird oder ob – wie zum Beispiel beim Rest- und Sperrmüll – etwas für die Entsorgung bezahlt werden muss.
Das klingt sehr verwirrend!
Ist es auch. Das kommt wohl daher, dass die Abfallwirtschaft am Beginn einer großen Veränderung steht: Bis jetzt ging es darum, Abfälle möglichst umweltschonend zu entsorgen und nun beginnt man, Rohstoffe darin zu sehen.
Diese Sichtweise ist für eine Edelmetalle-Schmelze wie die Ihre oder für einen Altmetallhandel wie wir ihn betreiben immer schon eine Selbstverständlichkeit gewesen. Unsere Metalle werden schon seit Jahrtausenden im Kreislauf geführt. Sie sind immer zu wertvoll gewesen, um sie einfach zu „entsorgen“. Damit stellen wir geradezu den Prototyp des Urban Miners dar: Menschen, die Sekundärrohstoffe wertschätzen. Diese Sekundärrohstoffe sind rund um uns in Gebäuden, Fahrzeugen und Geräten verbaut. Sie gilt es, wieder zu nutzen. Das ist der Grund, warum wir unseren Blog Urban Mining www.urbanmining.at betreiben.
Können alle Metalle endlos im Kreislauf geführt werden?
Im Prinzip ja. Natürlich gibt es ein paar Einschränkungen: Da ist vor allem der Preis. Denken Sie zum Bespiel an einen goldbeschichteten Elektrokontakt. Ab einem gewissen Punkt wird die Rückgewinnung des Goldes teurer sein als der Wert des so gewonnenen Goldes. Und manchmal – speziell eben bei Edelmetallen – ist die Beschichtung so hauchdünn, dass das Metall gar nicht zurückgewonnen wird. Dann ist es für alle Zeit verloren. Und es wächst auch nicht nach.
Werden uns die Rohstoffe „ausgehen“?
Mineralische Rohstoffe sind endlich oder benötigen Jahrmillionen um zu entstehen. Natürlich werden sie uns irgendwann ausgehen. Manche etwas früher. Die EU hat bereits 18 kritische Rohstoffe für Europa identifiziert. Urban Mining, die Stadt als Rohstofflieferant zu sehen, ist ein Ansatz eines bewussten Umgangs mit Rohstoffen, ohne die ein Leben – wie wir es führen – nicht möglich ist.
Wir danken für das Gespräch.
Mag. Brigitte Kranner leitet gemeinsam mit ihrem Mann Felix Kranner das Familienunternehmen „Altmetalle Kranner“ auf drei Betriebsstandorten in Wien und Niederösterreich. Sie ist Herausgeberin des Blogs Urban Mining www.urbanmining.at, für den sie im Vorjahr mit dem internationalen Urban Mining-Award ausgezeichnet wurde.