Die Herstellung der Mokume Gane – Im Gespräch mit Herrn Oliver Oettel von Schichtwerk

Mokume Gane Module Mokume Gane als Halbzeug

Mokume Gane Schichtblöcke und Module lassen sich auf zwei Arten herstellen – entweder traditionell mit der Flamme oder durch das moderne Verfahren der Diffusionsverschweißung. Beide haben ihre Vor- und Nachteile, die wir gerne im Gespräch mit dem Mokume Gane – Experten Herrn Oliver Oettel, Gründer von Schichtwerk, erläutern möchten. Außerdem gehen wir auf die Frage ein, wann es sich für Sie lohnt, Mokume Gane als Halbzeug zu kaufen.

Beim traditionellen Verfahren mit der Flamme werden die Schichtblöcke soweit erwärmt, bis der Liquidusbereich der Legierung mit dem niedrigsten Schmelzpunkt erreicht ist. Folglich verflüssigt sich das Material und bindet die anderen Lagen mit dem höheren Schmelzpunkt. Wohingegen die moderne Herstellung mit dem Diffusionsverschweißung unterhalb des Liquiduspunktes erfolgt und somit die Gefahr vor der Bildung von Eutektikums im Gegensatz zum traditionellen Verfahren nicht mehr besteht.

Herr Oettel, Sie haben im Jahr 2003 mit Ihrem Unternehmen Schichtwerk die ersten Mokume Gane Halbzeuge auf dem deutschen Markt eingeführt. Was hat Sie damals dazu bewegt?

Durch ein zufälliges Gespräch mit einer befreundeten Goldschmiedin und die Tatsache, dass ich beruflich im materialwissenschaftlichen Bereich tätig war, begann ich Anfang 2000 aus Eigeninteresse mit ersten Versuchen zur Herstellung von diffusionsgeschweisten Edelmetallverbundmaterialien.

Bis Ende 2002 entstanden so die ersten vier Kombinationen, angefangen bei Silber/Kupfer bis hin zur ersten Dreierkombination aus Silber/Palladium/Gold.

Der eigentliche Start der Markteinführung erfolgte 2003 durch eine redaktionelle Vorstellung der neuartigen Halbzeuge in einem Goldschmiedemagazin, in deren Folge es zur erstmaligen Kontaktaufnahme durch die Fa. C.HAFNER kam.

Können Sie das Verfahren der Diffusionsverschweißung kurz erläutern? Welche Vorteile bestehen gegenüber der Herstellung mit der Flamme?

Der Unterschied der beiden Verfahren besteht darin, dass bei dem traditionellen „Feuerverschweißen“ das Material meist mit der Flamme bis in den Liquidusbereich erwärmt wird, während der Diffusionsschweißprozess ausschließlich im Solidusbereich stattfindet.

Die Vermeidung von Lunkern, Fehlstellen und Einschlüssen, bedingt durch das Vorhandensein einer Flüssigphase, beruht auf sehr viel Erfahrung und ist bei der traditionellen Methode oftmals ein großes Problem.

Das Diffusionsschweißverfahren findet stets unter gleichen technisch, kontrollierten Bedingungen statt und ermöglicht somit die Herstellung von qualitativ hochwertigen Halbzeugen mit verlässlich, gleichbleibender Homogenität.

Im Rahmen direkter Vergleichstests weisen die diffusionsgeschweißten Materialien stets eine höhere Belastbarkeit gegenüber den traditionell verschweißten Proben auf.

Und doch gibt es Goldschmiede, die Mokume Gane Schichtblöcke in ihrer Werkstatt mit der Flamme selbst herstellen. Welche Argumente sprechen dafür?

Die Herstellung von Mokume Gane Halbzeugen nach dem traditionellen Feuerschweißverfahren ist für Einzelstücke geeignet, welche mit Werkstattmitteln und überschaubarem Aufwand in kurzer Zeit herstellbar sind.

Wann lohnt es sich also Mokume Gane als Halbzeug zu kaufen?

Rotgold_Palladium_Silber Mokume Gane Modul © Bild Schichtwerk

Mokume Gane ist wohl mit Abstand eine der aufwändigsten Goldschmiedetechniken. Quasi in jeder Phase der Schmuckherstellung kann es zu Problemen bis hin zum Totalschaden des Halbzeuges kommen.

Gerade bei der Eigenproduktion des Halbzeuges in der Werkstatt des Goldschmiedes geht diese oftmals mit einer wirtschaftlich eher ungünstig hohe Anzahl von Fehlversuchen oder großen Qualitätsschwankungen einher.

Daher schätzen Goldschmiede die stets gleichbleibende Qualität der von Schichtwerk hergestellten Halbzeuge. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass sich ein Halbzeug in der Zurichtung und Handhabung qualitativ immer gleichbleibend verhält.

Die Herstellung eines Schmuckstückes ist mit dem Mokume Gane Halbzeug für den Goldschmied deutlich plan- und kalkulierbarer.

Welche Produkte gibt es inzwischen? Gibt es Module, die Sie Goldschmieden empfehlen würden, die bisher nur wenig Erfahrung mit Mokume Gane gemacht haben?

Die Palette der für die Schmuckherstellung verfügbaren Kombinationen umfasst inzwischen über 15 unterschiedliche Kombinationen.

In der Regel ist bei der Bandbreite an Kombinationen für jeden Geschmack und in jeder Preisklasse ein geeignetes Halbzeug zu finden. So unterschiedlich die möglichen Farbkombinationen sind, so unterschiedlich sind auch deren Verarbeitungseigenschaften.

Für die erste Kontaktaufnahme mit dieser anspruchsvollen Technik empfehle ich stets die recht einfach zu handhabende und kostengünstige Kombination Silber/Kupfer.

Für die Realisierung individueller Schmuckstücke aus dreifarbigen Kombinationen, wie z.B. Palladium/Rotgold/Gelbgold, sollte man schon einen gewissen Grad an Erfahrung im Umgang mit Edelmetallverbundhalbzeugen mitbringen.

Alle Kombinationen werden auch als Walzprofil angeboten. Die Walzprofile haben die besonders kritische Phase der Initialumformung bereits hausintern durchlaufen und stellen somit einen zusätzlichen Schritt in Richtung Prozesssicherheit für den Kunden dar.

Bieten Sie auch individuelle Lösungen für Mokume Gane Halbzeuge an?

Individuelle Lösungen sind sehr häufig gefragt, wenn es z.B. um Spezialgebiete oder Kleinserien im
Luxus- Accessoirebereich geht.

Elbwood -Füllfederhalter aus Mokume Gane © Bild Fa. Elbwood

So wurden erst kürzlich spezielle Halbzeuge für einen Hersteller von Schreibgeräten realisiert, welche den Anforderungen einer überwiegend maschinellen Bearbeitung entsprechen mussten. Anfängliche Produktionsversuche mit feuerverschweißten Probematerialien hielten den Belastungen bei der Fertigung dagegen nicht stand.








Vielen Dank für das Gespräch Herr Oettel! Weiterführende Informationen zum Unternehmen Schichtwerk erhalten Sie unter folgendem Link: www.schichtwerk.com/.

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