CO2-Bilanz des Edelmetall-Recyclings am Beispiel

CO2-Bilanz des Edelmetall-Recyclings

Wie wird eine CO2-Bilanz erstellt? Zur praktischen Veranschaulichung erläutern wir nachfolgend die CO2-Bilanzierung des Edelmetall-Recyclings am Beispiel von C.HAFNER. 

Zuerst ist es wichtig festzuhalten, wie edelmetallhaltige Rückstände definiert sind. Dabei handelt es sich um wertvolle Sekundär-Rohstoffe in Form von

  • Altschmuck
  • Fabrikationsrückstände aus der Herstellung von:
  • Schmuck, 
  • edelmetallbasierten Dentalprodukten und
  • weiteren Produkten aus Edelmetalllegierungen 
  • Zahngold

Bei den edelmetallhaltigen Rückständen unterscheidet man zwischen

  1. Edelmetallhaltiges Scheidgut  (heutige Bezeichnung: „EM-Schrott“)
  2. Gekrätz                                    (heute: „sonstige edelmetallhaltige Abfälle“)

Die altertümlich anmutenden Bezeichnungen Scheidgut und Gekrätz zeigen, dass die Tradition der Edelmetallrückgewinnung sehr lange zurückreicht. Allein in der Goldstadt Pforzheim gibt es Edelmetall-Rückgewinnung seit über 250 Jahren. Recycling wirkt sich umso positiver auf die Umwelt aus, je stärker natürliche Bodenschätze geschont werden und je geringer die Umweltbelastung des Recyclingprozesses von Sekundärrohstoffen im Verhältnis zur Primärförderung ist.

Somit beinhaltet das Recycling von edelmetallhaltigen Sekundärrohstoffen bereits klare Vorteile bei der Belastung der Umwelt und der Ressourcen-Schonung.

CO2-Bilanzierung

Zur genauen Erfassung der Umweltbelastungen durch die Edelmetall-Rückgewinnung bei C.HAFNER wurde eine CO2-Bilanzierung von Scope 1 bis Scope 3 nach den Kriterien im Greenhouse-Gas-Protocol (Treibhaus-Gas-Protokoll) durchgeführt und diese von der zugelassenen DEKRA-Prüfstelle zertifiziert. Das GHG-Protocol schafft umfassende, weltweit standardisierte Rahmenbedingungen für die Messung und das Management von Treibhausgasen (THG) aus dem privaten und öffentlichen Sektor, aus Wertschöpfungsketten und aus Maßnahmen zur Emissionsminderung.

Die Jahres-Gesamtbelastung der Umwelt mit THG durch den Betrieb wurde als Summe von direkten CO2-Emissionen (GHG Scope 1) + indirekten CO2-Emissionen (Scope 2) + sonstigen CO2-Emissionen (Scope 3) ermittelt.

Scope 1

Die direkten THG-Emissionen des EM-Recycling-Betriebes bestehen aus dem CO2, welches bei der Verbrennung von Erdgas zur Wärmeerzeugung direkt aus dem Betriebsschornstein emittiert wird. Aber auch der Einsatz betriebseigener Fahrzeuge wird als direkte CO2-Emission betrachtet. Diese summieren sich jährlich – in Abhängigkeit vom Scheidgut und Gekrätz-Input auf ca. 200 t CO2.

Scope 2

Die indirekten THG-Emissionen bestehen aus dem CO2, welches bei der Erzeugung des eingesetzten elektrischen Stromes vom Stromerzeuger freigesetzt wird. Die Mischung des Einsatzes nicht regenerativer Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) und regenerativer Energie (Wind-, Wasser-, Solarkraft) bestimmt den CO2-Faktor pro kWh eingesetzten Stromes.         

Diese summieren sich im EM-Recycling-Betrieb jährlich auf ca. 200 t CO2.

Scope 3

Die sonstigen Emissionen fallen beim EM-Recycling hauptsächlich durch Einsatz von Chemikalien bei der Edelmetallrückgewinnung an. Der durchschnittliche CO2-Aufwand bei der Herstellung pro kg der verwendeten Chemikalien ist aus Datenbanken ersichtlich und wird mit den verwendeten Mengen dieser Chemikalien zum Scope 3-Anteil berechnet. Er ist mit ca. 300 t CO2 der höchste Anteil an der CO2-Gesamtemission.

Ein weiterer erheblicher CO2-Anteil von Scope 3 wird durch Fahrten und Transporte von Input- und Output-Material und Hilfsstoffen verursacht. Diese summieren sich jährlich auf ca. 80 t CO2.

CO2-Vermeidung und -Kompensation

Die nachhaltigsten Maßnahmen bei der CO2-Minimierung sind technische Verbesserungen.

Da im Edelmetall-Recycling-Betrieb bereits 2010 eine Wärmerückgewinnung für den erdgasbefeuerten Gekrätz-Veraschungsofen installiert wurde, ist in punkto Erdgasverbrauch bereits ein großer Schritt getan. Die rückgewonnene Wärme wird in die Gebäudeheizung geführt und bewirkt eine gravierende Erdgaseinsparung beim Gesamt-Gasverbrauch. Der CO2-Ausstoß wurde seit 2010 um durchschnittlich 40 t CO2 pro Jahr reduziert.

Eine deutliche Unterstützung bei der Stromversorgung soll durch eine – aktuell im Aufbau befindliche – Photovoltaik-Anlage geleistet werden. Dies wird einer zukünftigen CO2-Verringerung um 18 t CO2 pro Jahr entsprechen.

Ein neuer Energie-Spar-Kompressor, der 2022  installiert wurde, reduziert den Stromverbrauch um 50%. Dies entspricht einer Einsparung von 3,4 t CO2 pro Jahr.

Weitere Maßnahmen sind in Planung, um die technisch mögliche, maximale CO2-Reduzierung zu erreichen.

Die aktuelle jährlich noch entstehende betriebliche CO2-Fracht wird organisatorisch durch Kompensation ausgeglichen.                                                                     

Hierbei wird bei einem Produzenten nicht-fossil erzeugter Energie (Windpark oder Photovoltaik-Park) vermiedenes CO2 entsprechend der emittierten CO2-Menge gekauft. Dieser CO2-Handel läuft nach zertifizierten Regeln ab und fördert auf diesem Wege den Fortschritt des Baus CO2-neutraler Anlagen zur Energieerzeugung.

Dr. Udo Demant & Eduard Stefanescu

Jetzt den ersten Teil lesen: Einfach erklärt: Ökobilanzierung und CO2-Bilanz“