Einfach erklärt: Ökobilanzierung und CO2-Bilanz

Der Klimawandel und dessen Folgen sind die stärksten Herausforderungen unserer Zeit und gehen uns alle an. So werden Naturkatastrophen wie z.B. Überschwemmungen, extreme Hitze- oder Kältephasen auf den Klimawandel zurückgeführt. Denn das durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzte CO2 lässt die weltweite Durchschnittstemperatur messbar ansteigen und verstärkt den Treibhauseffekt enorm. Somit sind unser Lebensstil und unser Konsumverhalten die Triebkraft für den globalen Klimawandel. Experten sprechen hierbei auch vom neuen geologischen Erdzeitalter des Anthropozän, in dem die Menschheit den dominanten geophysikalischen Einfluss auf das Erdsystem hat

Um diese Triebkraft messbar zu machen, wurden wissenschaftliche Modelle erstellt, die als Öko-Gesamtbilanzierung und CO2-Bilanz bezeichnet werden. Im Nachfolgenden möchten wir Ihnen die Ökobilanzierung und CO2-Bilanz einfach und verständlich erklären.

Warum gibt es die Ökobilanzierung und CO2-Bilanz?

Die Dinge, die wir kaufen, verbrauchen Energie und Ressourcen, bevor sie zu uns gelangen. Die Ökobilanzierung, (auch Umweltbilanzierung, engl.: Life Cycle Assessment (LCA)), ist eine Methode, um diese Auswirkungen auf die Umwelt zusammenzufassen und als Information verfügbar zu machen. Dabei werden die potenziellen Umweltwirkungen und die Energiebilanz von Produkten während ihres gesamten Lebensweges systematisch analysiert.

Durch den Vergleich der CO2-Bilanzen verschiedener Produkte und Unternehmen kann der Kunde gezielt objektiv umweltfreundlich kaufen, um seinen eigenen CO2-Fußabdruck (engl.: carbon footprint) zu senken.

Wie werden Ökobilanzierung und CO2-Bilanz ermittelt?

Es gibt folgende gängige Modelle:

  1. Die Ökogesamtbilanzierung für Produkte (LCA)                     

Das sog. „cradle-to-cradle“-Prinzip erfasst die Umweltauswirkungen von Produkten – von der Herstellung über die Nutzung bis zur Wiedereinführung in den Kreislauf.

Sie besteht aus der Erfassung aller Prozessschritte und der Mengenermittlung aller Input- und Outputströme von Energien, Stoffen, Transporten und Emissionen, die zur Herstellung bis zu Entsorgung des Produktes benötigt werden.      

Die bereits erwähnten Umweltwirkungen werden als Umweltkategorien dargestellt und vom Ersteller der Ökobilanzierung in Bezug auf das untersuchte System definiert. Beispielhaft zu nennen sind: Treibhausgasemissionen, das Versauerungspotential oder die Ökotoxizität des Produktes.

Mit ihrer Hilfe können die wichtigsten Umweltauswirkungen identifiziert und durch geeignete Maßnahmen reduziert werden.

Die Normen für die Bewertung sind in der ISO 14044 festgelegt. Diese Standardisierung soll die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Ökobilanz gewährleisten.

2. Die CO2-Bilanzierung für Betriebe
Dieses Modell der CO2-Bilanz erfasst die Emission von Treibhausgasen eines Unternehmens oder eines Betriebs. Das global mengenmäßig wichtigste Treibhausgas ist Kohlendioxid CO2. Andere Treibhausgas wie z.B. Methan (CH4) oder Lachgas (N2O) werden auf CO2 bezogen. 1 kg Methan entspricht in seiner klimaschädlichen Wirkung 25 kg CO2, dies wird formuliert als 25 kg CO2-Äquivalente (kg CO2e).

Die Treibhausgas-Bilanzierung wird durchgeführt nach den Regeln des Greenhouse-Gas-Protocols (GHG). Sie umfasst die Ermittlung von:

  1. direkten Treibhausgas-Emissionen des Betriebes oder Unternehmens (gemäß GHG bezeichnet als Scope 1). Hierzu zählen z.B. die jährlich verursachte CO2-Emissions-Menge eigener Heizungsanlagen und eigener Fahrzeuge.
  • indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie des Betriebes oder Unternehmens (gem. GHG bezeichnet als Scope 2), z.B. durch die jährlich verursachte CO2-Emissions-Menge von bezogenem Strom oder Fernwärme.
  • indirekte Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette des Betriebes oder Unternehmens (gem. GHG bezeichnet als Scope 3). Die bezieht sich auf zugekaufte Waren, wie z.B. wie extern produzierte Vorprodukte oder Chemikalien oder Dienstleistungen wie externe Transporte.

Einfach ausgedrückt: scope 1 stellen selbst kontrollierte Emissionen dar, scope 2 sind zugekaufte Energien und scope 3 steht für zugelieferte Emissionen.

Was bewirkt die Erstellung einer CO2-Bilanz?

Die vollständige CO2-Bilanzierung, die alle 3 Scopes umfassen muss, dient dazu, besonders relevante CO2-Emittenten in der Prozesskette zu identifizieren und technisch und/oder organisatorisch durch Prozessänderungen gegenzulenken.

Für technisch und/oder organisatorisch nicht durchführbare Änderungsansätze kann die Treibhausgas-Kompensation durchgeführt werden, indem das Unternehmen oder der Betrieb CO2-Zertifikate aus Klimaschutzprojekten kauft. Solche Projekte produzieren Energie aus Sonne, Wind- und Wasserkraft oder Biogas und verkaufen die hierdurch vermiedenen CO2-Frachten zur Kompensation.

Das Prinzip der Kompensation beruht auf dem Gedanken, dass es für das Klima nicht entscheidend ist, an welcher Stelle Treibhausgase ausgestoßen oder vermieden werden. Daher lassen sich an einer Stelle verursachte Emissionen auch an einer weit entfernten Stelle einsparen (Quelle: Umweltbundesamt).

Ökobilanzierung und CO2-Bilanz: Für welche Bereiche wichtig?

Die messbare Auseinandersetzung mit seinem ökologischen Fußabdruck ist sowohl für private Personen als auch für kleinere und größere Betriebe und Unternehmen von größter Bedeutung. Denn durch eine gezielte Analyse seines Konsums und Handelns gibt die Ökobilanz und CO2-Bilanz Informationen darüber, wie jeder Einzelne sein Verhalten oder Prozesse beeinflussen kann, um weniger CO2 zu produzieren und damit den Treibhauseffekt zu verringern. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels wird die Ökobilanzierung exponentiell an Wichtigkeit gewinnen. Es ist höchste Zeit, sich damit zu beschäftigen!

Wie die CO2-Bilanz praktisch in der Edelmetallbranche funktioniert, werden wir im Part 2 erläutern.    

Eduard Stefanescu & Dr. Udo Demant