Unikatschmuck in Serie – im Interview mit Schmuckdesignerin Rebecca Schultze

Unikatschmuck in Serie

Unikatschmuck ist ein wichtiger Begriff in der Schmuckbranche. Denn Goldschmiede und Schmuckdesigner stellen ihre Schmuckstücke größten Teils in Handarbeit her, von denen jedes ein Unikat ist.

Doch ist es möglich, Unikatschmuck auch in Serie zu produzieren? Wie kann man die beiden Gegensätze zusammenbringen? Und welche Vorteile ergeben sich daraus für Schmuckschaffende?

Rebecca Schultze ist selbständige Schmuckdesignerin mit einem Atelier in Karlsruhe. In 2020 war sie als Stipendiatin des Pforzheim Revisited Stipendiums im Deutschen Technikmuseum in Berlin, um sich tiefgründig mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Wir haben sie zu ihren Erfahrungen und Ergebnissen interviewt.

Die Kleinserie „BE MY HEART“ stellte Rebecca Schultze in ihrem Pforzheim Revisited Stipendium im Deutschen Technikmuseum Berlin her. Einfach reinklicken.

Was bedeutet Unikatschmuck in Serie?

Unikatschmuck in der Serie ist ein Gegensatz. Unikat bedeutet die Einzigartigkeit eines Objekts. Während Serienschmuck die serielle Fertigung von Schmuckstücken beschreibt, also die genaue Duplizierung der einzelnen Schmuckstücke.

Unikatschmuck in der Serie sind für mich Schmuckstücke, die genau gleich produziert werden, aber nie identisch werden können.

Sind nicht alle Goldschmiedearbeiten Unikate in Serie? Worin besteht der Unterschied?

Wenn ein Goldschmied/-in seine Stücke nur einmal herstellt, sind es Unikate, aber keine serielle Fertigung. Wenn er eine Serie herstellt, sind es keine Unikate mehr. Natürlich gibt es eventuell minimale Unterschiede der einzelnen Teile, da sie Handarbeit sind. Aber diese Unterschiede sind zu klein, um immer noch von Unikaten sprechen zu dürfen.

Für mich besteht der Unterschied im Herstellungsprozess bzw. in der Manipulation der Prozesse. Für eine serielle Fertigung braucht man bestimmte technischen Geräte, die immer die gleichen Produkte herstellen. Dazu gehört bspw. die Presse, die Stanze, die Prägemaschine oder die Gusstechnik. Würde man also mithilfe dieser Maschinen Schmuckstücke produzieren, würden das seriell hergestellte Schmuckstücke ergeben. Der große Stichpunkt ist hierbei die Manufakturelle Schmuckgestaltung. Um die Schmuckstücke meiner Serienherstellung einzigartig zu machen, habe ich das Ausgangsmaterial manipuliert. Wenn man das Material zum Beispiel durch Verpressen von unterschiedlichen Legierungen verändert, würde die Form des Schmuckstückes zwar gleichbleiben, doch die Farbgebung wäre immer anders. 

Welche Rolle spielt das Edelmetall dabei?

Edelmetalle lassen sich im Schmuckbereich sehr gut verarbeiten. So ist Gold zum Beispiel weich und eignet sich sehr gut zur Serienherstellung. Auch ergeben sich interessante Verläufe durch unterschiedliche metallische Verbindungen.    

Welche Vorteile ergeben sich für Goldschmiede durch eine Serienfertigung?

An erster Stelle werden hier Zeit und Kosten gespart. Man kann viel schneller und mehr Schmuckstücke produzieren.

Welche Voraussetzungen für Unikatschmuck in Serie müssen erfüllt werden?

Die größte Hürde ist die technische Ausstattung. Woher bekommt man eine Press- oder Stanzmaschine?  Doch inzwischen können sich Schmuckschaffende Werkstätten mit der notwendigen technischen Ausstattung mieten, wie z.B. im EMMA-Kreativzentrum in Pforzheim.

Deine Kleinserie „BE MY HEART“ ist das beste Beispiel für Unikatschmuck in Serie. Könntest Du näher darauf eingehen?

Bei BE MY HEART habe ich vor allem die Stanze genutzt. Die Stanzformen haben Größe, Form und Art der Einzelteile vorgegeben. Meine Herangehensweise, um aus den immer gleichen seriell gefertigten Stanzformen Unikate zu schaffen, war es, das Ausgangsmaterial zu manipulieren. Ich habe zwei unterschiedliche Metalle in einer Art Verlauf miteinander verbunden und dann erst gestanzt. So sah jedes gestanzte Teil unterschiedlich aus. Und auch die gleiche Montage der Einzelteile hat immer wieder neue Schmuckstücke gebildet, die sich zwar ähneln, aber nicht gleich sind.

Ausgangsmaterial: Silber und Kupfer, Verarbeitung: Stanze, Endprodukt Beschreibung: Kette, Ring und Ohrringe

Welche Erkenntnisse nimmst Du für dich vom Pforzheim Revisited Stipendium mit?

Ich habe im PF Revisited Stipendium am Deutschen Technikmuseum in Berlin viel über serielle Fertigung und die Nutzung der dort ausgestellten Maschinen gelernt. Da ich schon seit 5 Jahren im Berufsleben stecke, gab mir das Stipendium die Zeit, ganz frei zu arbeiten und viel zu experimentieren. Es sind viele Ansätze zur Herstellung von Schmuck entstanden, die ich nach dem Stipendium weiter nutzen will.

Das Pforzheim Revisited Stipendium Berlin gibt Stipendiaten die Möglichkeit sich kreativ, handwerklich traditionell (manufakturelle Schmuckgestaltung) sowie innovativ technologisch (3D-Druck) weiter zu entwickeln. Mehr Informationen zum Stipendium erhalten Sie hier:

https://designpf.hs-pforzheim.de/ba_s/projekt_pf_revisited

Sie möchten mehr über Rebecca Schultze erfahren?

www.rebecca-schultze.com

www.instagram.com/rebeccaschultze/

www.facebook.com/anna.rebecca.35