Social Media – ein Muss für Goldschmiede? – Im Gespräch mit Jasmina Jovy

Jasmina Jovy

In unserer neuen Blogbeitragsreihe zu den unterschiedlichen Möglichkeiten des Schmuck-Vertriebs berichten wir in engem Austausch mit Goldschmieden, wie sie sich, neben ihrer Hauptbeschäftigung der „Kreation des Schmuckes“, auch der Vermarktung ihrer Schmuckstücke widmen, welche Vertriebswege sie wählen und welche Erfahrungen sie mit den einzelnen Vertriebskanälen haben. Im ersten Beitrag geht es um eines der wohl wichtigsten Themen der heutigen Zeit: eine Präsenz auf Social Media – ein Muss für alle Goldschmiede? Um diese Frage zu beantworten, haben wir die hochrangige Schmuckdesignerin und Spezialistin für Soziale Netzwerke, Jasmina Jovy, interviewt. Vor rund 10 Jahren, als Facebook gerade erst seinen Höhenflug antrat, hat Jasmina Jovy ihre Follower mit ihrem Schmucklabel bereits auf Facebook begeistert. Derzeit ist sie erfolgreich auf Instagram aktiv, hat einen eigenen Online Shop und probiert weitere neue Wege aus, unter anderem auch mit einem eigenen Store in der Fußgängerpassage von Stuttgart.

Liebe Frau Jovy, Sie haben als eine der ersten Ihrer Zunft mit dem Posten auf Facebook begonnen. Was hat Sie dazu bewegt?

Ich probiere immer gerne etwas Neues aus. Damals habe ich auf Facebook das Potential gesehen, näher mit meinen Kunden in den Austausch zu gehen, bzw. präsenter bei ihnen zu sein. Anfangs war es ein reines Experimentieren: Was kommt gut an? Welche Bilder liken meine Abonnenten mehr und welche weniger? An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass zu Beginn der Sozialen Netzwerke technologisch und inhaltlich alles noch recht einfach war. Bald darauf haben sich immer mehr Menschen auf Facebook registriert. Facebook boomte und neue Soziale Netzwerke wie Instagram, Pinterest usw. kamen hinzu. Als dann nicht nur Influencer Social Media als Kommunikationskanal für sich entdeckt haben, sondern auch die großen Konzerne und viele andere mehr hinzukamen, wurde es recht schnell schwierig, meine Abonnenten mit einfachen Posts zu erreichen, denn sie wurden bereits mit anderen Inhalten überflutet. Und auf diese Weise habe ich festgestellt, dass ein Social Media Auftritt kein reines Hobby ist, sondern strategische Planung, kontinuierliche Arbeit und dementsprechend viel Zeit erfordert.

© Jasmina Jovy Jewelry

Social Media ist kein Hobby, da würden Ihnen bestimmt die meisten Social Media Marketer zustimmen. Und doch wollten Sie Social Media nicht einfach aufgeben und haben nach anderen Möglichkeiten gesucht. Können Sie näher darüber berichten, was nach Facebook kam?

Ich bin zwar immer noch auf Facebook präsent, aber nur sehr selten aktiv. Instagram hat sich, zumindest bei meinen Followern verstärkt durchgesetzt. Hier gibt es eine völlig andere Art zu kommunizieren und zu interagieren, wie z.B. über Storys, Videos usw. Die inhaltliche Planung und die Erstellung der einzelnen Posts und Videos kostet enorm viel Zeit, wenn man Wert auf einen qualitativ hochwertigen Auftritt legt. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, eine Mitarbeiterin für diese Tätigkeit zu engagieren, die die Inhalte erstellt. Und doch muss ich sagen, dass es ja nicht nur um das Veröffentlichen der Beiträge geht, sondern auch um die Interaktion mit anderen Usern. Auf Storys antworten und Bilder liken usw., nimmt ebenso Zeit in Anspruch, die nicht zu unterschätzen ist. Und die Problematik einer niedrigen Reichweite ist auch auf Instagram nicht wesentlich besser als auf Facebook. D.h. wenn ich einen einfachen Post veröffentliche, wird der nicht automatisch bei allen meinen Abonnenten erscheinen. Das ist aktuell eine der größten Herausforderungen.

Sie haben neben Social Media auch einen Online Shop und treten auch auf Messen auf. Welchen Stellenwert nimmt Social Media bei Ihnen im Vertriebsmix ein?

Social Media nimmt einen sehr hohen Stellenwert im Vertrieb ein. Ich finde es ist ein gutes Tool, mit dem ich für mein Label eine größere Reichweite generieren und Neukunden für mich gewinnen kann. Das gelingt mir vor allem, indem ich in meinen Stories nicht nur berufliches Know How, sondern auch private Inhalte teile. Mit dieser Art Informationen mitzuteilen, bleibe ich authentisch und kann eine viel persönlichere Kundenbindung schaffen.

Ich erhalte sehr viele Anfragen über die Sozialen Netzwerke und führe auch über diese Kanäle Beratungs- und Verkaufsgespräche. Daher ist dies ein wichtiges Werbemittel neben dem Online Shop und der Teilnahme an Messen.

© Schmuck von Jasmina Jovy, Foto: Sarah Dulay 

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Sie haben gerade erwähnt, dass zu Social Media nicht nur das Posten gehört, sondern auch die Interaktion. Arbeiten Sie auch mit Influencern zusammen?

Die Zusammenarbeit mit regionalen Influencern ist mir sehr wichtig und soll künftig ausgebaut werden. Früher habe ich vermehrt mit überregionalen Bloggern, auch aus dem Ausland, zusammengearbeitet. Momentan liegt aber der Fokus eher auf der Zusammenarbeit mit regionalen Influencern, um dadurch mehr den Bezug zu unserem Verkaufsladen, dem FYRA in Stuttgart, zu schaffen.

Mit Michelle Langner von Lovely Nature aus dem Raum Baden Würtemberg, habe ich bereits eine Schmuckkollektion entwickelt. Außerdem arbeite ich derzeit mit einigen Stuttgarter Bloggern, wie zum Beispiel Laura Lehmann, Nadine Berneis und kathy_t_official zusammen.

An bezahlter Werbung kommt man bei erfolgreichen Instagram Auftritten nicht vorbei. Wie stehen Sie dazu?

Um meine Schmuckstücke dem Kunden näher zu bringen, nutze ich verschiedene Vertriebswege und setze auch auf bezahlte Werbung. Ich habe in der Vergangenheit immer selbstständig Social Media Kampagnen gestartet und in diese Budget investiert. Ich musste jedoch nach einiger Zeit feststellen, dass der gewünschte Erfolg ausblieb und dass es hierfür Detailwissen und eine strategische Planung benötigt, damit sich der finanzielle und zeitliche Aufwand auch lohnt. Deshalb habe ich mir seit einigen Monaten professionelle Marketing Unterstützung im Social Media Bereich geholt. Momentan laufen verschiedene Kampagnen, wie beispielsweise auf Google, eBay, Facebook oder Instagram an, wo letztendlich sich der Erfolg aber erst nach einigen Monaten zeigt. Ich persönlich werde erstmal regional verstärkt in die Werbung gehen, sodass dann die Kunden gezielt zu mir in den Laden kommen. Zusätzlich werde ich den Onlineshop bewerben.

Abschließend bleibt die Frage zu beantworten: Social Media – ein Muss für alle Goldschmiede?

Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Aber um erfolgreich zu sein, sollte man sich schon fragen, wo die Personen heutzutage sind, die ich mit meinem Schmuck erreichen möchte. Ich persönlich begeistere mich sehr für diese Tools, um meine Zielgruppe zu erreichen. Da ich vor meinem Schmuckdesign-Studium ein Kommunikationsdesign-Studium erfolgreich abgeschlossen habe, fällt mir die Gestaltung meines Onlineauftritts recht einfach und ich habe Freude daran.

Gerne betreue ich auch andere Unternehmen bei ihrem Social-Media-Auftritt. Gleichzeitig weiß ich, dass es einigen zur Last werden kann, ständig etwas zu posten und online aktiv zu sein. Man darf den Aufwand einfach nicht unterschätzen, ständig mit dem Wandel der Sozialen Medien mitzugehen.

Aus diesem Grund lautet mein Ratschlag, dass sich jeder für sich Gedanken machen sollte wo seine Zielgruppe zu finden ist. Wenn das auf Social Media der Fall ist, dann nur zu! Ansonsten gibt es auch andere gute Wege, den Schmuck zu verkaufen. Ich beispielsweise nutze sowohl Social Media Plattformen als auch Messeauftritte. Überdies führe ich selbst ein Ladengeschäft und Atelier.

Frau Jovy, ein herzliches Dankeschön für das ehrliche und informative Gespräch!

Weitere Infos über Schmuckdesignerin Jasmina Jovy:

jasminajovy.com
www.instagram.com/p/CWA3rW4A3XV/