Ökologischer Fußabdruck: Was ist nachhaltiger – Goldgewinnung oder Goldrecycling?

In den letzten Jahrzehnten hat man sich bei der Betrachtung von Lieferketten stark auf das Thema Menschenrechte, Stichwort „Konfliktrohstoffe“, konzentriert. Über die Vorgabe der OECD haben Industrieorganisationen wie die LBMA (London Bullion Market Association) oder der RJC (Responsible Jewellery Council) Prozesse definiert, die – wenn auditiert – eine Absicherung gegen die Verletzung von Menschenrechten bei der Gewinnung und Weiterverarbeitung von Gold bieten.



Was bisher weniger im Fokus stand, ist die Frage nach den Auswirkungen auf Natur und Klima. Zwar ist bekannt, dass die Gewinnung von Gold mit erheblichem Landverbrauch und zum Teil mit erheblicher Verschmutzung von Land, Luft und Gewässern einhergeht. Welche Auswirkungen die Goldgewinnung auf den ökologischen Fußabdruck hat, wurde aber so gut wie nicht betrachtet und spielte bei der Frage der Zertifizierung noch keine Rolle. Dies wird sich ändern. Der Klimaschutz und die Frage nach dem CO2-Fußabdruck rücken in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung.

Da es bisher keine Studien zu Nachhaltigkeitsaspekten von Sekundärgold gab, wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Forschung und Technologie geförderten Projekts „NaGold – Nachhaltigkeitsaspekte der Goldgewinnung und des Goldrecyclings und Lehren für ein umfangreiches Metallrecycling“ u.a. Prozessdaten zum Recycling von Altgold (Goldscheidung) erhoben, um ökobilanzielle Vergleiche vornehmen zu können. Als Bezugsgröße bzw. sogenannte „funktionelle Einheit“, auf die sich alle Analysen und Ergebnisse beziehen, wurde 1 kg Goldgranalien gewählt. Als führende Gold- und Silberscheideanstalt hat C.HAFNER seine Prozessdaten für die Erhebung der Studie bereitgestellt. So wurde als Systemgrenze die Prozessroute für das Goldrecycling gewählt, welche verschiedene Prozesse an unterschiedlichen Standorten im Raum Pforzheim einbezieht. Außerdem wurden die sogenannten Vorketten bzw. Vorleistungen einbezogen. Mit den neu erhobenen Daten ist es u.a. möglich, den Carbon Footprint (CF), also das Treibhauspotential des Goldrecyclings anzugeben.

Recycling Gold versus Minengold

Doch bevor man auf die Studie näher eingeht, sollte der Unterschied zwischen den Herkunftsarten von Gold verdeutlicht werden. Es gibt zum einen Primärgold = Minengold. Gold wird in Bergwerken oder Minen aus der Erde neu gefördert. Und zum anderen Sekundärgold = Recycling Gold. Da  Edelmetall sich beliebig oft umschmelzen lässt, kann Altgold aus Schmuck, Zahngold usw. in einer Gold- und Silberscheideanstalt aufgearbeitet und wieder in den Wertstoffkreislauf gebracht werden. Akkreditierte Gold- und Silberscheideanstalten können Primärgold vor der Weiterverarbeitung analytisch ausschließen.

In Ökobilanzen wird meistens mit primär gewonnenem Gold gerechnet, was zu einem sehr schlechten ökologischen Image von Gold führt. Selbst bei sekundär gewonnenem Gold gibt es große Unterschiede. Der bisherige Fokus liegt auf Gold aus Elektronikschrott, was zu einer weiteren Verzerrung führt, siehe Tabelle „Energieverbrauch Goldgewinnung“. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig bei der Ökobilanz zwischen den unterschiedlichen Herkunftsarten des Goldes zu unterscheiden.

Ergebnisse der Studie: Ökologischer Fußabdruck von Gold im Vergleich

Untersucht wurde die Gewinnung von 1 kg Feingold-Granalien aus edelmetallhaltigen Abfällen (Scheidgut), welche nach dem Einschmelzen des Scheidguts hydrometallurgisch gewonnen wurden.

Die zugrunde gelegten Energie- und Mengenströme der einzelnen Prozesse wurden in einer Sachbilanz zusammengefasst. Vorketten bzw. Vorleistungen, die außerhalb der Firma C.HAFNER liegen, wurden aus generischen LCA-Datenbanken (Life-Cycle-Assessment) gezogen. So wurde z. B. auch die CO2-Emission der Stromerzeugung oder die Produktion von Hilfs- und Betriebsstoffen berücksichtigt.

Die Auswertung der Studie ergab, dass das Treibhausgaspotenzial vom Goldrecycling bei C.HAFNER 360 KEA beträgt und die CO2-Äquivalenz bei 29kg liegt. Dies sind zunächst nackte Zahlen ohne Bezug und daher schwer einzuordnen. Wenn man diese Zahlen jedoch in Vergleich bringt mit Werten aus dem Gold-Bergbau (Minengoldgewinnung), dann wird der Vorteil des Recyclings überdeutlich.

In unterschiedlichen Studien, u. a. veröffentlicht durch das WGC (World Gold Council), wurden die CO2-Äquivalenten des Goldbergbaus zwischen 11.500 kg und 55.000 kg ermittelt. Dies bedeutet, dass das von C.HAFNER recycelte Feingold einen um den Faktor 400-2.000 günstigeren CO2-Fußabdruck liefert als primär gewonnenes Gold. Wir sind der Meinung, dass dies relevant ist!

Und nun? Was bewirkt der Ökologische Fußabdruck?

Die Ergebnisse dieser Studie bieten eine sehr gute Richtlinie zum nachhaltigeren Handeln. Die Auswertung des Energie- und Stoffstrommodells nach CO2– Äquivalenten ergab allokiert nach Masse 15 kg-CO2-Eq. Und nach Geldwert 29 kg- CO2-Eq.

Mit der Kenntnis des ökologischen Fußabdrucks für Goldrecycling kann nun der Scheideprozess durch entsprechende CO2-neutralisierende Maßnahmen betrieben werden, also CO2 – neutral.

Als Ausgleich unterstützt C.HAFNER in Zusammenarbeit mit der Klimaschutzorganisation myClimate eine Kompostierungsanlage im Gold-Abbau-Land Indonesien. Die Anlage kompostiert organischen Abfall, der vorher deponiert werden musste. Dadurch können Methangasemissionen vermieden und hochwertiger Kompost produziert werden.

C.HAFNER nimmt diesen ersten Schritt zum Anlass, mittelfristig auch an der CO2-Neutralität des gesamten Unternehmens zu arbeiten. Wir sind der Meinung, dass wir auf diese Weise einen guten Beitrag zum Klimaschutz leisten können.