Lotpasten: Praktische Tipps zum Löten von Goldschmiedin zu GoldschmiedInnen

Löten mit Lotpasten

In meinem Goldschmiedehandwerk stellt das Löten meiner handgefertigten Schmuckstücke immer wieder eine besondere Herausforderung dar. Gute Fließeigenschaften und besonders die optimal zum Schmuckstück passende Lotfarbe machen dabei für mich einen wesentlichen Unterschied. In den letzten 27 Jahren habe ich als Goldschmiedemeisterin und Schmuckdesignerin vielfältige Erfahrungen mit unterschiedlichen Materialien gesammelt, die ich gerne mit Euch teilen möchte… und die Euch als HandwerkerInnen vielleicht helfen, Probleme beim Löten und mit Lotpasten zu lösen.

Mein Rosé- und Rotgold – Löt-Problem: die passende Lotfarbe finden

Als selbständige Goldschmiedemeisterin kreiere ich mit meinem Label „Michaela Römer“ individuellen Schmuck für meine Kunden. Die meisten GoldschmiedInnen wissen an dieser Stelle, was es heißt, individuellen Schmuck herzustellen. Die Ringe sind gezwirbelt oder geflochten, aus Draht oder Blech, der Ohrschmuck besonders gedreht usw. Und eine unserer Herausforderung besteht sehr häufig darin, eine Form mit einer perfekten Lötverbindung endlos wirken zu lassen.

© Michaela Römer – Löten mit Lotpasten von HILDERBRAND

Auch bei Schmuckreparaturen stellt das Löten für uns als GoldschmiedInnen immer wieder eine besondere Herausforderung dar. Jeder entwickelt mit der Zeit seine eigene Technik und Tricks, wie er/sie lötet und mit den gegebenen Mitteln das bestmögliche Ergebnis erzielt.

Eine meiner größten Probleme beim Löten lag darin, dass ich für viele meiner Kunden Schmuckstücke aus Rosé- und Rotgold anfertige und es bisher nicht möglich war, die perfekte Lotfarbe zu finden. Die verfügbaren Farben zu verarbeiten war für mich eine richtige Herausforderung, denn die Farbe vom Lot unterschied sich zum Schmuckstück. In einigen Projekten habe ich zum Beispiel die Lötstelle nachträglich mit Rosé-oder Rotgold zugelasert, um diese Stelle bestmöglich zu kaschieren. Und die Herausforderung, das jeweils optimale Schmelzintervall zu finden, kennt auch jede/r GoldschmiedIn.  Es kostete mich viel Zeit und Geduld. Auf meiner aktiven Suche nach neuen Lösungen für dieses Problem bin ich dann auf einen Beitrag über Lotpasten gestoßen, der sich so vielversprechend las, dass ich entschlossen habe, diese Produkte in meiner Goldschmiede zu testen.

Die Lotpasten werden in vielfältigen Edelmetalllegierungsfarben angeboten, sodass ich nun für meine Schmuckstücke die passende Farbe finden konnte. Für LeserInnen, die nicht GoldschmiedInnen sind, würde ich kurz ergänzen, dass mit „Farben“ die Zusammensetzung der Edelmetalllegierung gemeint ist. Angenommen ich fertige einen 18 Karat Rotgold-Ring an, dann brauche ich ein Lot, das ebenfalls 18 Karat Rotgold aufweist. Da ein/e GoldschmiedIn immer weiß, aus welchen Materialien die zu bearbeitenden Schmuckstücke bestehen, ist die Auswahl der passenden Lotpasten sehr einfach.    

Lotpasten im Vergleich zu Lötdrähten

Was mit einer Suche nach Lot in der jeweils passenden Farbe begann, mündete während den ersten Anwendungen in der absolut positiven Erfahrung, dass Lotpasten weitere Vorteile mit sich bringen.

Als größten Vorteil gegenüber herkömmlichem Löten sehe ich die optimalere Fließfähigkeit der Pasten. Das Material fließt homogener, die Schmelztemperatur zum Löten ist niedriger und es trocknet nicht so schnell wieder ab, sodass sich das Lötmaterial optimal mit dem Schmuckstück verbindet. Zusätzliches Flussmittel ist nicht notwendig, da dieses in der Paste bereits integriert ist.

Weitere Vereinfachungen stellen die passgenaue Dosierung der Lotmenge und die Konsistenz der Paste dar, wodurch ich den Lötvorgang wesentlich einfacher beeinflussen kann und insgesamt viel weniger Zeit für diesen Prozess investiere.

Die 2 in 1 Komponente der Lotpasten verleiht der Paste seine Konsistenz, die sich im Vergleich zu herkömmlichem Löten sehr viel einfacher verarbeiten lässt.

Tipps im Umgang mit Lotpasten

Das Handling mit Lotpasten ist in der Tat unkompliziert und doch möchte ich kurz auf mögliche Stolpersteine hinweisen. Wenn man als GoldschmiedIn täglich lötet, ist es in jedem Fall zu empfehlen, sich ein Dosiergerät für die Lotpasten zu besorgen. Das Gerät ermöglicht eine exakte Dosierung und eine punktgenaue Platzierung der Paste optimal treffen kann. Es liegt sicher und angenehm in der Hand, sodass ich damit ermüdungsfrei arbeiten kann.

© Michaela Römer

Die jeweils richtige Düse zu finden ist mit ein wenig Erfahrung verbunden, inzwischen habe ich die Düsen meinen unterschiedlichen Pasten fest zugeordnet.

Zusammenfassend möchte ich die LeserInnen dieses Artikels ermutigen, diese Technologie auszuprobieren und eigene Erfahrungen mit den Lotpasten zu machen und es würde mich freuen, wenn sie ähnlich positiv ausfallen!

Über Michaela Römer:

Als Goldschmiedemeisterin und Schmuckdesignerin widmet sich Michaela Römer ganz dem individuellen HAeNDeWERK – wie sie es nennet – in ihrem Atelier. Nachhaltigkeit bestimmt das Handeln von Michaela schon immer im beruflichen, wie im privaten Leben. Sehr konsequent hinterfragt sie zum Beispiel die Herkunft ihrer Materialien und die Bedingungen, unter denen die Menschen innerhalb der gesamten Lieferkette arbeiten. Neben Ihrer Tätigkeit als Goldschmiedemeisterin startete Michaela ein Projekt in einem Township in Südafrika, welches jungen Menschen, die aus eigenen Mitteln keine Ausbildung finanzieren könnten, die Möglichkeit bietet, das Handwerk eines/einer GoldschmiedIn zu erlernen. Sehr passend zu dieser Idee heißt dieses Projekt „Izandla Zethu“, was in der Landessprache „Unsere Hände“ bedeutet. Auch hier hat Michaela das Thema Nachhaltigkeit eingebracht… Die Materialien, welche die Auszubildenden zum Herstellen von Schmuckstücken verwenden, sind zum Beispiel alte Wellbleche von ehemaligen Hütten im Township, die dadurch eine ganz besondere Art des Upcycling erfahren.

Mehr über „Izandla Zethu“ erfahren Sie hier:

www.izandla-zethu.org

www.instagram.com/izandlazethu/

Und über Michaela Römer:

www.michaelaroemer.de

www.instagram.com/michaelaroemer/