Schmuckdesign: Upcyclen statt lagern – Im Interview mit Britta Schwalm

Upcycling

Es gibt sie in jedem Haushalt:  alte Schmuckstücke aus Gold, Silber und weiteren wertvollen Materialien, die man irgendwo bei sich zuhause in einem Kästchen lagert. Wenn keine besondere Bindung zu diesen Schmuckstücken besteht, können sie einfach gegen Entgelt zum Goldankäufer oder Juwelier gebracht werden. Dort werden sie entweder weiterverkauft oder zur Scheideanstalt zum Recycling geschickt. Damit kommt das Edelmetall wieder in den Wertstoffkreislauf zurück. Doch es gibt auch Wertsachen, von denen man sich nicht trennen möchte. Dafür ist der Weg des „Upcyclings“ optimal. Zu diesem interessanten Thema haben wir die Vorreiterin des Upcyclings, Goldschmiedin Britta Schwalm interviewt.

Frau Schwalm, was bedeutet das Wort „Upcycling“? Und wie kamen Sie auf die Idee?

Upcycling ist eigentlich ein Kunstwort, das es (soweit ich weiß) nicht mal im Englischen gibt. Das Wort beutet ganz einfach  das „Umarbeiten“. Man schafft aus einer Sache eine neue, die in ihrem Wert gleich bleibt oder sogar mehr Wert ist. Das Umarbeiten lernt jeder Goldschmied bereits in seiner Lehre, sei es eine kaputte Kette zu löten oder einen fehlenden Stein zu fassen.

Auf das Wort „Upcycling“ wurde ich durch den Verlag Wunderwerke zum ersten Mal aufmerksam. Und zwar wurde dort eine Buchreihe zum Thema „Upcycling – AUS ALT MACH NEU“ gestartet. Man hat mich gefragt, ob ich als Co-Autorin meine Arbeiten im Bereich des Schmuckes mitarbeiten möchte. Klar habe ich gleich zugestimmt. Seither benutzte ich das Wort „Upcycling“ wenn ich etwas umarbeite und merke wie gut es bei den Kunden ankommt.

Vor allem bei der jüngeren Generation stoße ich damit auf ein großes Interesse.  Das Wort ist modern und berührt ein sehr sensibles Thema:  Was macht man eigentlich mit dem Schmuck, den man nicht mehr tragen kann?

Haben Sie Upcycling-Arbeiten, die Ihnen besonders in Ihren Erinnerungen bleiben?

Es gibt einige Arbeiten, auf die ich sehr gerne zurückblicke. Um das Thema greifbarer zu machen, stelle ich einzelne Projekte auf meiner  Website vor. So z.B. die Brosche mit Perlen, aus der ich einen Ring mit denselben Perlen gefertigt habe, welcher beim Anblick an die Brosche erinnert. Ursprünglich war die Brosche ein Erbstück von der Oma. Die Erbin war Anfang Zwanzig und fand es schade die Brosche einfach nur im Schrank zu verstauen. Sie wollte ein Schmuckstück haben, das sie tragen kann und dabei immer wieder an ihre Oma erinnert wird. Somit ist der Ring entstanden.

Upcycling:
Aus Brosche wird Ring
©BrittasSchmiede

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Möglichkeiten des Upcyclings sind sehr vielfältig und bieten einen großen Kreativitätsraum. Als ein Beispiel dafür möchte ich mein Konzept „Herz aus Alt-Gold“ aufführen. Es handelt sich um ein Konzept, um die Emotionen und Erinnerungen tragbar zu machen – bspw. als Kettenanhänger oder Schlüsselanhänger. Menschen bringen ihre alten Schmuckstücke zu mir und ich kreiere für sie etwas Neues. Inzwischen erhalte ich neue Anfragen, ob man aus Altschmuck einen Stern oder ein Nugget machen könne. Mir ist es sehr wichtig die Kunden von Anfang an in den Kreationsprozess mit einzubeziehen. Denn erst durch den persönlichen Austausch mit dem Kunden wird etwas erschaffen, was anschließend auch dem Kunden entspricht.

Man hört immer wieder, dass die Nachfrage nach wertvollem Schmuck immer weiter sinkt. Was muss ein Goldschmied / eine Goldschmiedin Ihrer Meinung nach tun um in seiner / ihrer Tätigkeit erfolgreich zu sein?

Wir stehen heutzutage vor einem großen Problem: Für die junge Generation hat der handgearbeitete Schmuck fast keine Bedeutung mehr. Modeschmuck wird einfach günstig im Supermarkt gekauft und nach kurzer Zeit wieder weggeschmissen. Wer sich was Hochwertiges leisten möchte, kauft meistens Markenschmuck. Und kein Wunder, denn große Schmuckmarken bauen ihren Markenkern auf und investieren viel Geld ins Marketing. Für Goldschmiede ist es daher sehr schwierig mitzuhalten.

Doch ich möchte die Situation  nicht dramatisieren. Das Schöne am Schmuck ist ja, dass es die Emotionen der Menschen berührt. Und wenn man in seiner Tätigkeit die Emotionen fokussiert, kann man durchaus auch als Goldschmied erfolgreich sein. Dazu gehört ganz klar eine gute persönliche Beziehung zu den Kunden. Durch diesen Austausch können Schmuckstücke entstehen, die ich viel spannender finde als die, die ich ohne „input“ von Außen entworfen und hergestellt hätte.

Außerdem wird mir, wenn ich das Leuchten in den Augen meiner Kunden sehe, die Freude an meiner Arbeit sehr bewusst.

Vielen Dank für das sehr spannende Gespräch, Frau Schwalm! Leider können wir die Fülle an Ihren Ideen zum Thema Upcycling in unserem Interview nicht vollständig erfassen. Mehr zu Upcycling-Arbeiten  sowie weitere Schmuckkreationen von BrittasSchmiede finden Sie, liebe Leser und Leserinnen, unter www.brittasschmiede.de sowie auf Facebook www.facebook.com/brittasschmiede/ .