Seit der Antike ist eine besondere Gusstechnik bekannt, die noch heute in Goldschmiede-Ateliers verwendet wird – der sogenannte Ossa-Sepia-Guss oder Tintenfisch-Guss. Was macht diese Technik so besonders? Was gilt es dabei zu beachten? Und wie sehen die Schmuckstücke aus?
In der Werkstatt von Goldschmiede Helmut Schmid Schmuck entstehen seit Jahrzehnten wunderschöne und einzigartige Schmuckstücke aus Ossa-Sepia-Guss. Wir haben sein Team zu ihren Erfahrungen mit dieser kreativen Schmuckgestaltungstechnik gefragt.
Was macht den Ossa-Sepia-Guss so besonders?
Es ist die Einzigartigkeit eines jeden gegossenen Schmuckstücks. Die Strukturen und Linien jeder Ossa-Sepia-Schale sind wegen ihrer naturbelassenen Oberfläche einmalig. Es lassen sich starke Kontraste erzielen und so die Besonderheit dieser Goldschmiedetechnik mit Edelsteinen unterstreichen. Somit ist jedes Schmuckstück individuell und von Hand gemacht.
Und wie beeinflusst es Ihren Schmuck?
Unsere Sepia-Guss-Schmuckstücke zeichnen sich durch ihren ganz eigenen Stil aus. Die Oberflächen der handgemachten Ringe erinnern an eine Holzmaserung, aber genauso sehen wir darin windbewegte Wasseroberflächen oder Dünenlandschaften in der Wüste. Daraus entstehen immer neue Inspirationen für künftige Schmuckstücke aus unserer Goldschmiede.
Unser Goldschmiede-Team gießt mit dieser alten Technik ausgefallenen Schmuck. Jeder gegossene Silberring oder Goldring ist ein Unikat. Auch die so entstandenen Edelmetallbleche werden zu Einzelstücken. Möchten wir Ohrringe anfertigen, so vergleichen wir zunächst die verschiedenen Stellen der Bleche nach ihrer Struktur, denn ein absolut gleiches Paar gibt es nicht. Jede Fläche hat ihren eigenen Schwung und ihre individuelle Linienführung. Doch genau das hebt den handgemachten Sepiaschmuck von maschinell gefertigtem Schmuck ab.
Wie geht man beim Ossa-Sepia-Guss vor?
Die Schalen haben oft eine länglich ovale Grundform und werden zuerst halbiert. Danach wird in die jeweils weiche Seite der Kalkschale das gewünschte Schmuckstück geschnitzt. Sobald wir mit der Grundform zufrieden sind, wird der Gusskanal an der dickeren Kante geschnitzt. Nach diesen Vorbereitungen werden die beiden Hälften mit Bindedraht wieder zusammengebunden. Am besten geht das, wenn vorher kleine Ecken aus der Außenkante gesägt wurden, in die dann der Draht gespannt wird.
Gegossen wird auf einer feuerfesten Unterlage, zum Beispiel aus Stein. Der Schmelzpunkt von 900 Gelbgold liegt bei 900°C – 985°C. Sterling Silber schmilzt bei 820°C – 920°C. Die Sepia-Guss-Form wird leicht schräg mit einer Zange fixiert, damit das flüssige Edelmetall bequem in die „Verlorene Form“ eingegossen werden kann. Diese verdankt ihren Namen der Tatsache, dass nach dem Eingießen des heißen Metalls die Sepiaschale „nachbrennt“ und dadurch nur einmal verwendet werden kann. Ist der Guss nicht zufriedenstellend, muss noch einmal von vorne begonnen werden. Nach dem Gießen wird die Form in einem Wassereimer abgekühlt. Erst wenn sie ganz kalt ist, kann sie vorsichtig geöffnet werden und wir sehen, was bei diesem Guss entstanden ist.
Passend zur Größe, Form und Oberfläche wird nun die weitere Gestaltung geplant. Der Guss kann, wie gewohnt, mit normalen Goldschmiedewerkzeugen bearbeitet werden. Wie bereits beschrieben, kann mit dieser Goldschmiedetechnik ausschließlich Unikat-Schmuck hergestellt werden.
Welche Schmuckstücke lassen sich mit dem Ossa-Sepia-Guss herstellen?
Nahezu alle Schmuck-Arten, wie Ringe, Anhänger und Ohrringe sind sehr gut für diese Schmucktechnik geeignet.
Wo findet man Ossa-Sepia-Schalen?
Man kann sie am Meer entlang des Strandes finden oder sie, im Allgäu wohnend, einfach beim Tierbedarf kaufen.
Viele Goldschmiede verbinden mit der Technik einen speziellen Geruch. Gibt es dazu Tipps, um dem Geruch entgegenzuwirken?
Gegen den Geruch an sich, kann man nichts tun. Am besten ist es, bei schönem Wetter draußen mehrere Schmuckstücke zu gießen.
Vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch!
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