Fairtrade Gold, Green Gold, ÖkoGold: Fakten rund um die Gütesiegel

Ökologisches Gold - Gütesiegel

Heutzutage ist Gold nicht gleich Gold. Wer Gold verarbeitet oder Gold kauft, wird mit unterschiedlichsten Begrifflichkeiten konfrontiert. Die Sensibilisierung der Konsumenten auf ethisch und ökologisch einwandfreiem Gold in der Schmuck und Investitionsbranche steigt. So legen beispielsweise immer mehr Brautpaare Wert darauf, ihre Trauringe nicht nur nach dem Design sondern auch nach der Herkunft des Goldes auszuwählen.



Dies bringt auch eine zunehmende Anzahl von Gütesiegel und Labels mit sich. Wenn Sie das Gefühl haben, den Überblick verloren zu haben, ist der nachfolgende Beitrag genau richtig.


Was versteht man eigentlich unter nachhaltigem Gold?

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist bedauerlicherweise zu einem Gummiwort geworden. Jeder definiert ihn so, wie es ihm passt. Wenn man sich jedoch näher mit seiner Bedeutung auseinandersetzt, so passt die Erläuterung im Duden am besten: Nachhaltigkeit beschreibt das Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann.1

Auf Gold bezogen heißt das, die Ressourcen vor Neuförderung zu schonen und die Ressourcen, die bereits im Umlauf sind, wiederzuverwerten.

Dass Gold primär nicht immer nachhaltig gewonnen wird, ist leider Fakt. Zu den dramatischen Problemen bei der Förderung von Minengold zählen unter anderem Umweltzerstörung, Kinderarbeit, Verletzung der Menschenrechte, Finanzierung von Terrorgruppen.  Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wurden von der OECD Richtlinien zur Gewinnung von konfliktfreiem Edelmetall erstellt, welche von unabhängigen Instituten wie der LBMA (London Bullion Market Association) und des RJC (Responsible Jewellery Council) in Standards umgesetzt und zertifiziert werden. Daneben existieren vielfältige Gütesiegel, die ebenfalls die Nachhaltigkeit des Goldes fokussieren.  


Die drei wichtigsten Quellen des Goldes

Um einen besseren Überblick von unterschiedlichen Labes und Gütesiegel zu bekommen, ist es wichtig, die unterschiedlichen Bezugsquellen zu unterscheiden. Dazu gehören der industrieller Bergbau, Kleinbergbau sowie das Recycling.

  • Industrieller Bergbau: Mit 2.500 bis 3.000 Tonnen Gold, also rund 80% der weltweiten Primärgoldproduktion stammt aus industriellem Abbau in den Bergwerken.
  • Kleinbergbau: Laut OECD fallen unter Kleinbergbau formelle oder informelle Operationen mit vornehmlich vereinfachten Formen der Rohstoffexploration und –gewinnung, -verarbeitung und-transport. Im Kleinbergbau können Einzelpersonen, Familien oder Firmen mit typischerweise weniger als 50 Personen beschäftigt sein. Etwa 20% der Primärgoldproduktion und somit etwa 330 Tonnen Gold werden dabei jährlich gewonnen.
  • Recycling: Rund 27% des gesamten jährlichen Goldbedarfes deckt das Recycling Gold ab. In Deutschland arbeiten Gold- und Silberscheideanstalten Gold aus Elektroschrott und wertvollem Altgold bspw. Schmuck oder Zahngold zur Wiederverwertung auf, mit dem Ziel, das bereits vorhandene Gold im Wertstoffkreislauf voll auszuschöpfen.

Mehr Informationen zu den drei aufgeführten Gold Quellen entnehmen Sie der aktuellen Marktstudie für verantwortungsvolles Gold aus dem Kleinbergbau von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.


Die bekanntesten Gütesiegel und Labels im Überblick

Derzeit sind unterschiedliche Gütesiegel und Labels im Goldmarkt vertreten. Sie schreiben bestimmte soziale und ökologische Vorgaben zur Gold Gewinnung vor. Die gängigsten sind im Nachfolgenden aufgeteilt nach der Förderungsquelle aufgeführt.

Kleinbergbau: Fairtrade Gold

Das Fairtrade-Siegel ist das wohl bekannteste Siegel für fair gehandelte Produkte aus unterschiedlichen Branchen von Kaffee bis Sportbällen. Für das Produktsiegel Fairtrade Gold ist die Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) zuständig.

Fairtrade ist für die ASM (Artisanal Small Mining) anwendbar. Die Minen werden von Kleingruppen und Familien in Kooperativen betrieben, die den Ertrag untereinander „fair“ aufteilen. Mit diesem Programm soll Ausbeutung verhindert und die Infrastruktur verbessert und aufrechterhalten werden. Außerdem schließt der Fairtrade Gold-Standard den Handel mit Gold aus Konfliktgebieten aus. Vorgaben mit Umgang mit der Umwelt werden ebenfalls festgehalten. 2

Fairtrade Gold kostet vergleichsweise mehr als konventionelles Minengold. Wenn man es verarbeiten möchte, ist es strikt untersagt, anderes Gold beizumischen.

Zu weiteren bekannten Gütesiegeln beim Kleinbergbau zählen Fairmined Gold und Alliance for Responsible Mining.  

Industrieller Bergbau: Green Gold

Während man bei Fairtrade Gold gleich ein Label vor Augen hat, könnte es einem beim „Green Gold“ etwas schwerer fallen, das passende Gütesiegel zuzuordnen. Denn viele nehmen „Green Gold“ nicht als Marke wahr, sondern als allgemeinen Begriff für ökologisch einwandfreies Gold. Unter dem Label „Green Gold“ vermarktet die Schweizer Scheideanstalt Valcambi ihre Goldbarren. Valcambi erläutert dabei, dass das Gold für die Barren ausschließlich aus zertifizierten Goldminen unter Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltschutzsstandards stammt. 3


Recycling: ÖkoGold

Der Begriff ÖkoGold wird wie Green Gold ebenfalls sehr oft im allgemeinen Gebrauch für nachhaltiges Gold verwendet. Ein Gütesiegel dafür gibt es nicht. Unter dem Oekogold-Label haben sich Schweizer Goldschmiede und Bijoutieren zusammengeschlossen, die in ihrem Schmuck kein Primärgold verarbeiten, d.h. sie beziehen ausschließlich Edelmetallhalbzeug aus Recyclinggold von Gold- und Silberscheideanstalten, die vom Responsible Jewellery Council (RJC) in London zertifiziert sind. 4


Entwicklung zu nachhaltigerem Gold …

Für das größte Sportereignis im Jahr 2020 – die Olympischen Spiele, kündigte Gastgeber Japan an, die rund 5.000 benötigten Medaillen ausschließlich aus recycelten Edelmetallen herstellen, welche aus gesammeltem Elektroschrott zurückgewonnen wurden. Es ist eines der ersten Zeichen, wie wir in Zukunft mit unseren Rohstoffen umgehen sollen. Recyceltes  Gold ist unserer Meinung nach das Paradebeispiel für Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. 

Dies bestätigen auch die Ergebnisse einer Studie der Hochschule Pforzheim (Institut für Industrial Ecology-INEC) zur Klimabilanz der Goldgewinnung. Demnach liegt der Klimafußabdruck von recyceltem Gold aus Altgold bei etwa 53 kg CO2 pro Kilogramm Gold.  Bei der Förderung von Gold aus Minen jedoch bei 11.500 kg und 55.000 kg – also bis zu 1.000 mal mehr.

Es kommt also stark darauf, woher das Gold kommt. Kann nachgewiesen werden, dass das Gold nicht aus der Primärgewinnung oder einer zweifelhaften Goldwäsche stammt, so verbessert sich seine Ökobilanz drastisch. Heutzutage sind zertifizierte Gold- und Silberscheideanstalten verpflichtet, das angelieferte Gold auf seine Herkunft  zu überprüfen und somit Primärgold von vornherein auszuschließen.

Viele Gold Verarbeiter stehen jetzt vor der großen Frage, welches Gold beziehe ich nun? Und wie kommuniziere ich mit meinem Endkunden darüber? Einige Goldschmiede werden sich sicherlich wundern, wieso man plötzlich Recycling Gold als nachhaltiges Gold fokussiert, wenn sie es eh schon immer verarbeitet haben.

Wir sind der Meinung, dass der Schmuckmarkt für einen Wandel zu nachhaltigem Gold bereit ist. Und dass man die Chance jetzt ergreifen muss, mit Endkunden darüber zu kommunizieren. Denn es ist nicht nur die Frage, woher das Gold für meinem Schmuck kommt, sondern auch die Frage, wie ich meinen Altschmuck wiederverwerten kann.

Einige große Schmuckhersteller greifen diese Thematik bereits in ihren Kampagnen auf. Große Messen wie die Inhorgenta stellen das Thema „Nachhaltigkeit“ 2020 in den Fokus ihres Rahmenprogramms.

Damit werden bereits jetzt die ersten Schritte gemacht und wir blicken gemeinsam gespannt in die Zukunft!      


1 Quelle Duden www.duden.de/rechtschreibung/Nachhaltigkeit

2 Quelle Faitrade Gold www.fairtrade-deutschland.de/produkte-de/gold/hintergrund-fairtrade-gold.html

3 Quelle Valcambi www.valcambi.com/accreditations-compliance/green-gold/

4 Quelle OEKOGOLD www.oekogold.ch/de/