Edelmetalllegierungen lassen sich klassischerweise durch das Zusammenschmelzen von mindestens zwei Stoffkomponenten herstellen. Speziell bei Goldlegierungen wird der Goldanteil über die Karätigkeit vorgegeben, die verbleibenden Metallanteile ergänzen die Legierung in sinnvoller Weise. Durch die unterschiedlichen Mischungen entstehen so die heute üblichen Farb- und Weißgolde. Bei Rotgold beispielsweise kommt die Farbe durch einen höheren Kupferanteil zustande, bei Weißgold wirkt das oft beigemischte Palladium entfärbend.
Die Vielzahl an Legierungen und die damit einhergehende Farbvielfalt ist beträchtlich, was die Farbkommunikation sowie Farbvergleiche nicht einfach macht (siehe Blogbeitrag „Die Farben der Edelmetalle – alles im Auge des Betrachters?“). Aus diesem Grund wurde im Laufe der Zeit der Ruf in der Edelmetallbranche nach standardisierten Farben laut. Eine einfachere Kommunikation sollte die Auswahl für Schmuckanbieter und deren Kunden einerseits erleichtern und andererseits traditionell gewachsene Farbbereiche klar voneinander abgrenzen.
Der Standard für Farbgold-Farben
Gelungen ist dies mit der im Jahre 1987 eingeführten und bis heute gültigen Norm „Colours of gold alloys“ (ISO 8654). Sie bezeichnet die klassischen Goldschmuckfarben von gelb bis rot mit 0N bis 5N und gibt Rezepturen an die Hand, mit denen die jeweiligen Normfarben zu realisieren sind.
Für jede dieser Farben wurden in der Norm Nennwerte sowie zugehörige Toleranzfenster auf Basis eines bestimmten Farbsystems festgelegt. Somit lässt sich auch mit Hilfe eines geeigneten Farbmessgerätes leicht feststellen, ob ein vorliegendes Metall eine Normfarbe besitzt oder nicht.
Die Klassifizierung von Weißgold
Im Gegensatz zum Farbgold existiert für Weißgold keine Normung, wenngleich auch in diesem Legierungsfeld eine große Bandbreite an Weißtönen vorzufinden ist. Um dennoch eine Klassifizierung der Weißgoldfarben zu erreichen, wurde in den USA im Jahre 2003 die sogenannte White Gold Task Force ins Leben gerufen, ein Gremium bestehend aus den MJSA (Manufacturing Jewelers and Suppliers of America) und dem World Gold Council. Ihre Arbeit basiert auf der Farbbeurteilung mit Hilfe des sogenannten Yellowness-Index (YI). Er beschreibt wie weiß bzw. wie gelb eine Legierung ist. Je niedriger der YI, desto weißer ist das Material. Es wurden 4 Qualitätsgrade für Weißgold definiert. Der beste Rang benötigt aufgrund der schönen Weißheit keine zusätzliche Rhodinierung. In weiteren Abstufungen wird eine Rhodinierung optional bzw. dringend benötigt (Standard White bzw. Off White). Legierungen, die einen zu hohen Gelbanteil besitzen, sind nicht mehr als Weiß zu bezeichnen und werden als Non White klassifiziert.
Es ist nicht verwunderlich, dass der Yellowness-Index von Weißgolden mit steigendem Palladiumgehalt i.A. sinkt. Weißgold mit einem hohen Palladiumgehalt erscheint weißer als eines mit relativ niedrigem Palladiumgehalt. Auch für andere weiße Werkstoffe wie z.B. Platin-und Palladiumlegierungen bietet die dargestellte Einteilung eine sinnvolle Orientierungshilfe. So weist z.B. die PlatinGold-Legierung einen Yellowness-Index von 10 auf und wird mit diesem Wert dem Premium White Qualitätsgrad zugeordnet.
Mit Hilfe von Standardisierungen ist es gelungen, für den Schmuckbereich wesentliche Farbtöne definiert voneinander abzugrenzen und diese als Basis der gängigen Farbkommunikation zu etablieren. Die vorgestellten internationalen Standards bzw. Klassifizierungen sind aktuell die gängigsten Modelle zur Beurteilung der unterschiedlichen Farben der Goldlegierungen sowohl für die Hersteller als auch für die Endverbraucher.
Andreas Achtstätter