In den letzten beiden Blogbeiträgen wurden die Ökobilanzierung und CO2-Bilanz einfach erläutert und die CO2-Bilanz des Edelmetall-Recyclings am Beispiel aufgezeigt. In unserem letzten Beitrag dieser Serie möchten wir zeigen, wie die Ökobilanz bei Produkten konkret erstellt wird und welche Rolle das Umweltmanagement in der Zukunft spielen wird.
Step 1: Wie wirkt sich das Produkt auf die Umwelt aus?
Eine Ökobilanzierung ist definiert als eine systematische Analyse und Bewertung der Umweltwirkungen von Produkten für deren gesamten Lebenszyklus. Das in DIN EN ISO 14040/14044 beschriebene Verfahren wird auch als Lebenszyklus-Analyse bezeichnet (engl.: Life Cycle Analysis (LCA)). Innerhalb der Normen wird eine Vielzahl von möglichen Umweltwirkungen beschrieben. Die bekanntesten sind:
- CO2-Emissionen, die Berechnung aller Treibhausgasemissionen, die bei der Herstellung des Produktes entstehen
- Versauerungspotenzial, die Bestimmung des Maßes für die Umweltwirkung des Produktes auf die Versauerung von Böden und Gewässern
- Eutrophierungspotenzial, der Eintrag düngender Substanzen, die in den Boden oder Meere gelangen und in übermäßiger Zahl die Ökosysteme gefährden können.
Die Betrachtung des kompletten Produktlebenszyklus stellt sicher, dass auch indirekte Umweltauswirkungen berücksichtigt werden.
Es werden sämtliche relevanten Entnahmen aus der Umwelt und Emissionen in die Umwelt betrachtet.
Step 2: Die Erfassung der Ökobilanzierung in Zahlen
Für die Aufbereitung von Edelmetallen bei C. Hafner wurde gemeinsam mit dem Institut für Industrial Ecology (INEC) eine Ökobilanz nach den Regeln der ISO EN DIN 14040/14044 durchgeführt.
Das INEC ist ein Forschungsinstitut der Hochschule Pforzheim, das seit 2010 besteht und sich schwerpunktmäßig mit der Analyse von Energie- und Materialflüssen zwischen Technosphäre und Ökosphäre befasst.
Der interne Bericht wurde einer kritischen Prüfung (peer-review) gemäß den o.g. ISO-Normen unterzogen, die von Dr. Rolf Frischknecht, treeze Ltd., Schweiz, durchgeführt wurde.
Die bei C. Hafner durchgeführte Ökobilanzierung umfasst die Edelmetall-Recycling-Produkte:
Feingoldbarren, geprägt 99,99% Au,
Feingoldbarren, gegossen 99,99% Au,
Feingoldgranulat 99,99% Au,
Feinplatin-Gussplättchen 99,95% Pt,
Feinpalladium-Gussplättchen 99,95% Pd,
Feinsilber-Granalien 99,99% Ag.
Step 3: Die Ergebnisse der Ökobilanzierung analysieren und einen Vergleich mit anderen Produkten ziehen
Die Ergebnisse der LCA zeigen, dass in allen der 14 untersuchten Umweltkategorien bis auf „Humantoxizität-nicht cancerogen“ die hydrometallurgische Aufbereitung der Edelmetalle die größten Umweltwirkungen verursachen. Jedes kg Edelmetall, das bei C.Hafner produziert wird, ist im Durchschnitt mit einem kumulierten Energiebedarf von 600 MJ-Äq und einem Treibhauspotenzial von 37 kg CO2-Äq assoziiert. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse der Studie, dass für die meisten Umweltkategorien (elf aus 14) die Stoffströme in den beiden Bereichen Strom und Chemikalien den größten Beitrag liefern.
Die CO2-Fracht pro Kilogramm Edelmetall (Product Carbon Footprint, PCF) beträgt:
Feingoldbarren und –granulat: ca. 40 kg CO2-Äq. pro kg C.Hafner-Recycl.-Au
Feinplatin-Gussplättchen: 60 kg CO2-Äq. pro kg C.Hafner-Recycling-Pt
Feinpalladium-Gussplättchen: 182 kg CO2-Äq. pro kg C.Hafner-Recycling-Pd
Feinsilbergranalien: 11 kg CO2-Äq. pro kg C.Hafner-Recycling-Ag
Dabei werden für alle Edelmetalle etwa 80-90 % des PCF durch den Einsatz von Chemikalien und Strom verursacht.
Es wurde ein Vergleich mit anderen Ökobilanz-Ergebnissen (Datenbank ecoinvent v.3.7.1) für Gold durchgeführt, das aus Elektroschrott-Recycling und aus Minen stammt.
Der Vergleich der Werte dieser Kategorien zeigt, dass das Gold-Recycling bei C.Hafner um das 5-40-fache besser abschneidet als das Gold-Recycling aus Elektroschrott und um das 150-800-fache besser als die Gold-Gewinnung aus dem Bergbau.
Gegenüberstellung ausgewählter Umweltwirkungen der Goldproduktion von C.Hafner mit der Goldproduktion aus Elektroschrott und aus der Mine gemäß ecoinvent v.3.7.1
Fazit zur Ökobilanzierung der Produkte
Die Erstellung einer Ökobilanz von Produkten ist umfangreich und bedarf fachlicher Expertise. Doch in Hinblick auf den Klimawandel wird diese in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
Denn zum einen bietet die Ökobilanz Endverbrauchern eine sehr gute Transparenz hinsichtlich der Umweltbelastung eines Produktes und könnte in Zukunft ein wichtiger Aspekt für die Kaufentscheidung sein.
Und zum anderen ist die Erstellung einer Ökobilanz ein wichtiger Schritt zur Analyse und Identifizierung der Umwelteinwirkungen. Und damit bietet sie die Chance, Prozesse zu optimieren, um CO2-Emissionen zu verringern.
Dr. Udo Demant