Corona-Pandemie: Verschiebung von Angebot und Nachfrage von Gold

Gold Corona Krise

Seit Ausbruch der Covid-Pandemie Anfang 2020 ist vieles nicht mehr wie es zuvor war. Dies trifft auf die meisten Bereiche des täglichen Lebens zu, insbesondere auch auf den Rohstoff Gold. Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf das Angebot und Nachfrage von Gold?

Für viele vielleicht ein überraschender Fakt: die Menge des in Europa in Minen abgebauten Goldes wurde im vergangenen Jahrzehnt nahezu verdoppelt. Wurden 2010 lediglich 16,7 Tonnen abgebaut, waren es 2020 bereits über 30 Tonnen. Der Anteil an der weltweit geförderten Menge liegt jedoch weiterhin bei unter einem Prozent und ist daher praktisch zu vernachlässigen.

Viel schwerwiegender für das Angebot an Gold waren hingegen die verschiedensten Lockdowns in den europäischen Ländern. Da die meisten Juweliere, Goldschmiede und Altgoldankäufer ihre Shops häufiger geschlossen als geöffnet hatten, war die Altgoldmenge in Europa im vergangenen Jahr rückläufig. Ganz im Gegensatz zum Rest der Welt, denn weltweit wurde sogar ein Prozent mehr Altgold recycelt als noch 2019, was mit den deutlich gestiegenen Kursen zu begründen ist.

Rückläufig war dabei die Förderung in den Minen, welche auf den niedrigsten Stand seit 2015 fiel. Insbesondere im größten Förderland China, kam es aufgrund der Pandemie zu etlichen Produktionsausfällen.

Noch gravierender waren die Verschiebungen bei der Goldnachfrage. Der wichtigste Abnehmer für das goldene Edelmetall ist traditionell die Schmuckindustrie. Insbesondere in Asien brach im vergangenen Jahr jedoch die Lust auf hochwertigen Schmuck komplett ein. Noch belastender war es in den größten Märkten China und Indien. Weltweit musste die Branche einen Rückgang von 34 Prozent verkraften. Mit einem blauen Auge kamen die Schmuckproduzenten in Deutschland davon, wo lediglich ein Rückgang in Höhe von 15 Prozent verkraftet werden musste.

Aufgrund der Sorge um die Weltwirtschaft wurden im Gegenzug enorme Summen in Gold als Investmentmetall angelegt. Dieses wurde einmal mehr seinem Ruf als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten gerecht. Erstmals wurde mehr physisches Gold für Investmentprodukte verwendet als für die Herstellung von Schmuck. Insbesondere im angelsächsischen Raum waren die Exchange Traded Funds (ETF´s) gefragt, welche die eingelagerten Bestände um sagenhafte 877 Tonnen erhöhen konnten. In Zentraleuropa waren es eher physische Metalle wie Barren und Münzen, die bei den Anlegern und Investoren gefragt waren. In Deutschland wurden 163,4 Tonnen Investmentgoldprodukte gekauft, dies entspricht einem Zuwachs von 82 Prozent.

Schwankungen bei Angebot und Nachfrage sind grundsätzlich nichts ungewöhnliches, auch wenn die Verschiebungen im vergangenen Jahr stärker als sonst ausgefallen sind. Gravierender für die gesamte Branche, mit teils drastischen Auswirkungen auf Verfügbarkeit und Konditionen, waren die logistischen Probleme aufgrund der Pandemie. Der bei weitem größte Anteil der Edelmetalle, die über Ländergrenzen verschickt werden, wird aus Sicherheitsgründen per Luftfracht verschickt und hiervon wiederum der Bärenanteil im „Bauch“ von Passagierflugzeugen. Letztere flogen seit Ausbruch der Pandemie jedoch nur noch vereinzelt, manche Destinationen wurden wenig bis gar nicht angeflogen. Die Folge war/ist, dass zwar genügend Gold vorhanden ist, allerdings nicht dort wo es gerade gebraucht wird. Insbesondere zur Hochphase der ersten Pandemiewelle im Frühjahr 2020 kam es zu Verwerfungen an der New Yorker Rohstoffbörse COMEX, weil nicht genügend physisches Material aus London geliefert werden konnte.

Ein anderes „Versorgungs“-Problem gibt es in den europäischen Märkten. Für die physische Versorgung der lokalen Märkte wurden Goldaufkäufer in den letzten fünfzehn Jahren zusehends wichtiger. Wie bereits erwähnt, sind jedoch die meisten seit einiger Zeit im Lockdown, sodass diese Quelle infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie versiegt. Die Hersteller von Edelmetallprodukten müssen sich nach Alternativen umsehen und finden diese hauptsächlich in London bei den großen Banken oder den Raffinerien in der Schweiz. Beide Quellen sind aber komplizierter anzuzapfen als die gewohnten lokalen Märkte, zumal auch die großen Schweizer Scheideanstalten pandemiebedingt zeitweise komplett ihre Pforten schließen mussten.

Wir gehen davon aus, dass es auch in Zukunft zu weiteren Verwerfungen bei den Goldflüssen kommen wird. Es besteht jedoch die berechtigte Hoffnung, dass die größten Schwierigkeiten überstanden sind.